Aktivierungsveränderungen im Gehirn
Die Vorstellung, dass verschiedene Lerninhalte in verschiedenen Arealen des Gehirns verarbeitet werden, bildet nicht die Realität ab. Eine Studie von Haier et. Al konnte jedoch zeigen, dass Lernen mit Aktivierungsveränderungen im Gehirn verbunden ist.
- Lernprozesse führen zu einer Abnahme der Gehirnaktivierung (oft auch Aktivierungsverlagerung)
- Je mehr Vorwissen, desto effizienter das Lernen („Gehirn ermüdet“ an hoher Aktivierung)
- Ausmaß der Aktivierungsabnahme korreliert positiv mit der kognitiven Leistungssteigerung
- Höhe der Aktivierung = wie stark das Gehirn bei einer Aufgabe aktiviert wird (je intelligenter, je besser die Problembewältigung, je mehr Vorwissen -> desto geringer die kognitive und neurophysiologische Aktivierung
- Je mehr kontrollierte Informationsverarbeitung, desto stärker die Beteiligung der zentralen Exekutive
- Das Üben einfacher kognitiver Aufgaben führt innerhalb kurzer Zeit zur Automatisierung, komplexe kognitive Aufgaben erst nach längerer Zeit automatisiert
- Lernprozesse gehen in der Regel mit einer Abnahme von Aktivierung in bestimmten Gehirnregionen einher
- Durch Abnahme der Gehirnaktivierung bessere Leistung: durch Steigerung der neuronalen Effizienz; Aktivierung erfolgt bedarfsgerecht
- Zusammenhang neurophysiologischer Veränderungen mit interindividuellen Unterschieden (Lernerfolg, Intelligenz)1
Fortschritte in den Neurowissenschaften zu Lernprozessen des Menschen können neue Perspektive für Psychologie und Pädagogik eröffnen. Inwieweit diese konkrete pädagogische Handlungsmaßnahmen begründen können, bleibt fraglich. Neuromythen, die unter anderem auch pädagogisches Handel legitimierensollen, sind weit verbreitet.2
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1 Grabner, R. / Neuper, C. / Saalbach, H. / Schumacher, R. / Stern, E. (2005): Lehr- Lern-Forschung und Neurowissenschaften: Erwartungen, Befunde und Forschungsperspektiven. In: Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsg.): Bildungsreform. Band 13. Berlin: Internetredaktion.
2 Dekker, Sanne & Lee, Nikki & Howard-Jones, Paul & Jolles, Jelle. (2012). Neuromyths in Education: Prevalence and Predictors of Misconceptions among Teachers. Frontiers in psychology. 3. 429. 10.3389/fpsyg.2012.00429.